Foto: BertelsmannSeit Jahresanfang gibt Hartmut Ostrowksi bei Bertelsmann den Ton an und zieht in der "Süddeutschen Zeitung" am Freitag eine zufriedene Bilanz. "Wir haben das Geschäft so weiterentwickelt, wie wir uns das vorgenommen haben. Und wir haben uns von Geschäften mit schlechter Perspektive getrennt", erklärt Ostrowski. Bis 2015 wollte der Chef des weltweit agierenden Medienkonzerns aus Gütersloh den Umsatz von heute 18 auf dann 30 Milliarden Euro steigern. Hieß es einmal. Derzeit sieht es allerdings nicht nach Umsatzwachstum aus. Der Bertelsmann-Chef räumt gegenüber der "SZ" ein: "Die Ziele sind in der Tat ehrgeizig, zumal vor dem Hintergrund der aktuellen Konjunkturabkühlung." Bei besserem wirtschaftlichem Umfeld sei das Wachstum aber möglich.

Verglichen mit den Aussagen anderer Medienmanager klingen Ostrowskis Aussagen zur erwarteten Geschäftsentwicklung im Internet eher verhalten bis skeptisch. "Große Teile des Mediengeschäftes werden irgendwann über das Internet erfolgen", sagt der 50-Jährige im Gespräch mit der "SZ" ohne sich zeitlich festlegen zu wollen. "Unser Weg ist, bestehende Marken in dieses Medium zu übertragen. Das ist zugegebenermaßen anders als bei anderen Medienkonzernen, die groß zukaufen und investieren." Als Begründung für die Zurückhaltung beim Zukauf von jungen StartUps entgegnet Ostrowski: "Von mehr als 3000 Start-up-Firmen mit einer Geschäftsidee kamen in den USA nur etwa zehn Prozent in die zweite Finanzierungsrunde - nur ganz wenige wurden solche Erfolge wie Google oder Ebay." Deshalb sei "das Risiko des Scheiterns einer Großinvestition im Internet ist deutlich größer als die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges. Wir bauen das Geschäft lieber aus eigener Kraft auf, Schritt für Schritt."
 

 
An anderer Stelle hingegen trennt man sich von Geschäftszweigen. So wie mit dem Abschied Bertelsmanns aus dem Musikgeschäft. Die Trennung sei ihm "in der Tat nicht leicht gefallen", so Ostrowski. Dennoch sei der Verkauf der Sony BMG-Anteile "notwendig und konseuqent" gewesen, ebenso wie die teilweisen Verkäufe der Buchclubs. Immerhin: "Im Moment sind aber keine weiteren Portfoliomaßnahmen geplant", kündigt Ostrowksi an und fügt auf Nachfrage zu einem möglichen Verkauf von Gruner + Jahr energisch hinzu: "Nein, auf keinen Fall, an Gruner + Jahr halten wir fest." Ebenso wie am Buchgeschäft unter der Marke Random House.

Angesprochen auf die aktuelle Finanzmarkt-Krise betonte der Bertelsmann-Chef, schon immer froh gewesen zu sein, dass man nicht an der Börse notiert ist. "Aber in solchen Zeiten ist es natürlich umso besser, nicht von Börsen- oder Private-Equity-Strukturen abhängig zu sein. Jetzt ist es besonders wichtig, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Ich glaube übrigens, dass privat geführte Unternehmen wie Bertelsmann als Gewinner aus der Finanzkrise herausgehen werden", so Ostrowski in der "Süddeutschen Zeitung".