Nach den vielen Eigentümerwechseln der vergangenen Jahre wurde „Penthouse“ ja schon für tot erklärt. Irgendwie ist man irritiert, weil keine Hiobs-Botschaften mehr kommen.

Genau aus dieser Situation schöpfen wir unsere Motivation. Jeder Mensch kennt „Penthouse“, wir haben durchaus unsere Chance. Mountains Publishing ist ein kleiner Verlag. Hier muss jeden Tag gekämpft werden. Tauschen möchte ich trotzdem nicht, beim „Playboy“ hätte ich diese Freiheiten nicht. Obwohl man da viel umkrempeln müsste.

In Ihrem ersten Editorial hatten Sie ja geschrieben, Sie hätten hier eine einfache Aufgabe vor sich, weil der Rest der Männertitel total schwach ist. Stehen Sie nach ein paar Monaten Abstand immer noch zu der Aussage?

Ich hab’ meinen Mund natürlich voll genommen. Es ist alles andere als einfach. Genau genommen ist es sogar sehr schwierig. Trotzdem glaube ich, dass der Weg, den wir bei „Penthouse“ eingeschlagen haben, richtig ist. Wie heben uns klar von den anderen ab mit unseren Geschichten. Ich würde sagen, wir machen Deutschlands bestes Männermagazin.

In den Verkaufszahlen schlägt sich das aber noch nicht wirklich nieder.

Es ist ein langer Prozess. Die Leute müssen es zuerst einmal erfahren. Ich habe eine brach liegende Fangemeinde von 10000 Lesern aus meiner „GQ“-Zeit. Bei denen hat es sich auch noch nicht rumgesprochen, dass ich jetzt bei „Penthouse“ bin und hier wieder Kolumnen schreibe.

Was wollen Sie tun, um bekannter zu werden?

Wir haben demnächst eine „Penthouse Club Tour“ durch mehrere Städte geplant. Aber wir liegen im Lesermarkt gar nicht so schlecht im Rennen. Wir sind beim Grosso West jetzt gleichauf mit „GQ“, gleichwohl kann ich die beim besten Willen nicht als Wettbewerber ansehen. Die sind ein Schwulenmagazin geworden.

Weil bei „GQ“ – anders als jüngst bei Ihnen – kein Redakteur mit einem Wallach durch die Münchner Maximilianstraße reitet?

Nein, weil wir ein männliches Männermagazin sind. Die Message ist klar: Männer lasst wieder Wind und Sand in die Gesichter, nicht Augencremes und Faltenhemmer! Es gibt so viele Männerträume, bei denen es nicht nur darum geht, eine Frau flach zu legen.
 
 
Foto: Clap-Club für DWDL.de
 
 
Und ein Männertraum ist es, auf CD mitgeschnittene Gespräche von ihrer Redaktionskonferenz mithören zu dürfen.

In der Tonart soll es auf jeden Fall weiter gehen.

Anders als bei den anderen Männermagazinen steht Kurt Molzer selbst stark im Vordergrund. Ist das eine Form von Egozentrik?

Es ist so, dass ich das Schreiben einfach nicht lassen kann. Mir ist es zu wenig, am Schreibtisch zu hocken und Texte zu redigieren. Ich bin auch oftmals mit Texten unzufrieden. Bevor ich fünf Stunden daran herumfummle, schreibe ich das Ganze lieber selber.

Wer soll sich denn von "Penthouse" angesprochen fühlen?

Es ist jeder willkommen, der noch Spaß am Lesen und unterhaltsamen Lesestücken hat. Eigentlich mache ich es so, wie ich es selber gerne so lesen würde. Humor kommt doch in den anderen Männermagazinen und im Journalismus generell viel zu kurz. Der Mann wird ja bevormundet in den anderen Heften. Nach dem Motto: Zieh dir diese Schuhe und das Hemd an, weil du selbst einfach zu blöd dazu bist. Aber wer braucht diese Tipps eigentlich? Ich mache das Heft für einen Mann, der keine albernen Lebensweisheiten braucht.

Warum kauft Mann dann überhaupt noch ein Männermagazin?

Ich selber würde kein Heft mehr kaufen - mit Ausnahme von „Penthouse“ natürlich. Alle anderen Männermagazine sind weitestgehend humorfreie Zone. Es geht deshalb jetzt darum, andere Formen der Leseransprache zu finden. Langfristig sogar Frauen in den Heften zu reduzieren. In ein paar Jahren kommt ein Männermagazin wahrscheinlich sogar ohne eine nackte Frau aus. Das ist meine Vision.

Die Niveau-Revolution soll ausgerechnet von "Penthouse" kommen?
!

Klar! Aber ein vorweg genommenes Inhaltverzeichnis als Editorial wird es bei mir nicht geben. Diesen ganzen langweiligen Mist will doch in Wahrheit keiner lesen. Ich will, dass sogar das Editorial spannend ist. Von der ersten bis zur letzten Seite überraschende Unterhaltung. Darum geht es.

Vielmehr polarisieren Sie mit dem Heft. Ganz nach dem Motto: Lieber 30000 eingefleischte Fans als 100000 leidlich interessierte, die im nächsten Jahr vielleicht nicht mehr da sind.

Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mir die Auflage egal ist. Aber ich weiche jetzt von meiner Linie nicht ab und ziehe das Konzept so durch. Jetzt ist mal Qualität angesagt. Vielleicht bin ich bei dem einen oder anderen Service-Thema zu Kompromissen bereit.

Können Sie sich erklären, warum es derzeit weltweit bei Männertiteln in den Auflaganzahlen  abwärts geht?


Wir können gegen die bewegten Bilder im Internet nichts ausrichten. "Zeit“-Mitherausgeber Josef Joffe hatte für das Jahr 2048 sozusagen das Ende der Printmedien prophezeit. Wenn das so ist, kann ich ja noch locker bis zu meiner Pensionierung "Penthouse" machen.