Bild: MDROb "Marienhof", "Tatort" oder "In aller Freundschaft" - verbotene Schleichwerbung wurde in den vergangenen Jahren gleich bei mehreren ARD-Produktionen aufgedeckt. Die Firmen, die die Schleichwerbung in Auftrag gegeben hatten wurden dafür vom Deutschen PR-Rat auch öffentlich gerügt, die ARD gelobte Besserung. Alles also wieder in Ordnung?

Offenbar nicht: Vor rund zwei Wochen berichtete zuerst das Blog "Stationäre Aufnahme" darüber, dass der NDR eine beanstandete Folge der Serie "In aller Freundschaft" ausstrahlt, in der offen für das Medikament Vioxx geworben wurde. Auf der offiziellen Homepage der Serie waren in der Inhaltsangabe offensichtlich werbliche Sätze zu lesen wie "In der Sachsenklinik herrscht Hochstimmung. Die Forschungsergebnisse für COX-2-Blocker, die bei Arthrose helfen sollen, sind so vielversprechend, dass das Medikament bald zugelassen werden kann", oder wenige Folgen später "Die Testpatienten vertragen das Mittel hervorragend."

Immerhin: Bei der Ausstrahlung der Folgen hat man sich etwas mehr Mühe gemacht und zumindest die konkreten Produktnamen sowie der Name des fraglichen Enzyms "COX-2" etwas holprig in "RAG-2" umbenannt. Die ARD sah das Thema damit offenbar als erledigt an, die Folgen als unbedenklich. Doch wer die Episode angesehen hat, dem war schnell klar: Die Werbebotschaft für die Pharmaindustrie wurde damit noch längst nicht aus der Serie getilgt. Nachdem die Industrie ganze Handlungsstränge und Dialoge gekauft hatte, klingen teilweise die Dialoge nach wie vor wie aus einem schlecht gemachten Werbespot. Nachvollziehen lässt sich das auch anhand des folgenden, von Stefan Niggemeier zusammengestellten und in seinem Blog veröffentlichten Ausschnitts:

Link: sevenload.com

Nachdem inzwischen auch der PR-Rat darüber informiert worden war, wandte er sich in einem offenen Brief an den ARD-Vorsitzenden Fritz Raff. Darin heißt es, konkrete Produkt- oder Wirkstoffnennungen akustisch zu überblenden oder zu verändern reiche nicht aus, "da der intendierte Schleichwerbe-Effekt auch so erreicht" werde. "Der interessierte Zuschauer kann den konkreten Produktbezug im Anschluss an die thematische Rezeption unschwer selbst herstellen." Mehr noch: Durch die Maßnahmen habe die ARD die Lage sogar eher noch verschlimmert. "Dies ist in vielen Fällen sogar eine wirkungsvollere Methode als eine leichter zu durchschauende genaue Produktnennung."

Der PR-Rat forderte die ARD daher auf, der "besonderen Verantwortung als öffentlich-rechtliche Sendeanstalten" nachzukommen und alle Serien, in denen Schleichwerbung festgestellt wurde, vor einer erneuten Ausstrahlung zu prüfen und entsprechende Passagen zu schneiden, vollständig zu überblenden, für die Zuschauer als Werbebotschaft eindeutig kenntlich zu machen oder die _Folgen nicht mehr auszustrahlen.

Bei den Inhaltsbeschreibungen der einzelnen Folgen auf der offiziellen Webseite hat die ARD nach den Berichten unter anderem in Stefan Niggemeiers Blog und auf Spiegel Online bereits nachgebessert und die fraglichen Absätze entfernt. Für eine weitere Bearbeitung oder gar Sperrung der überarbeiteten Folgen sieht man beim federführenden MDR aber keinen Grund.

MDR-Fernsehdirektor Wolfgang Vietze sagte auf DWDL.de Anfrage, alle Folgen der Serie seien von der MDR-Redaktion "gesichtet und bearbeitet" worden. "Das ging von der Retusche bis hin zu Neusynchronisierung - ein arbeitsintensiver, teurer und aufwändiger Vorgang. Die alten Bänder sind komplett gesperrt. Die neuen Bänder sind hinsichtlich Themen- und Produkt-Placement bearbeitet und bereinigt. Nach der Bearbeitung wurden alle Folgen noch einmal geprüft und von der Revision freigegeben. Es gab keinerlei Beanstandung mehr, so dass nichts gegen eine Wiederholungsausstrahlung einzuwenden war", so Vietze.