Foto: ProSiebenHerr Benthues, Sie stehen vor einer neuen beruflichen Herausforderung. Wie weit ist die neue Produktionsfirma Red Seven Entertainment schon?

Wir sind dabei, die ersten Mitarbeiter an Bord zu holen und die Strukturen aufzubauen, Büros zu beziehen und alles was dazu gehört. Ich denke, im Herbst werden wir richtig loslegen.

Also wird Red Seven Entertainment noch nicht zu Beginn der kommenden TV-Saison mitmischen?

Im großen Stil, nein, so schnell wird das nicht gehen. Wir haben viele starke Marken von unabhängigen Produktionsfirmen in den Programmen der Sender und das wird auch zukünftig so sein. Das erste neue TV-Projekt von Red Seven wird die Koproduktion von „Singing Bee“ mit Werner Kimmig sein. Ein kleines Projekt, das wir spontan produziert haben ist „Gina Lisas Welt“ für ProSieben.de. Da haben wir großen Spaß dran, weil es eine Idee war, die wir schnell umgesetzt haben.

Gibt es schon erste Erkenntnisse bei „Gina Lisas Welt“?

Es kommt extrem gut an und wir werden es verlängern. Danach werden wir entscheiden, in welche Richtung wir weiter mit Gina-Lisa arbeiten können und sie vielleicht auch mit einem eigenen Format ins Free-TV holen.


Wie wichtig ist für ProSieben denn das Internet inzwischen?

Sehr wichtig. Das hat erstmal nichts mit Red Seven zu tun, wenn die Sender künftig von jedem Produzenten erwarten, dass er ihnen auch eine Idee für Web-Content oder eine Verlängerung der Marke ins Web vorschlägt. Das kann nicht nur Red Seven. Das ist eine kreative Aufgabenstellung für alle. Was kann man zum Beispiel bei der nächsten „Popstars“-Staffel online anbieten? Oder kann man nicht auch einzelne Sketche aus „Switch Reloaded“ web-only veröffentlichen? Da ist vieles denkbar, was für wir bei Red Seven von Anfang an mit berücksichtigt werden.

Also wird sich ProSieben.de weiter verändern?

ProSieben.de wird sich in Richtung amerikanischer TV-Websites bewegen. Es wird nicht weniger Service und Information bieten, aber das Bewegtbild muss einfach für einen Fernsehsender online eine viel größere Rolle spielen als es das bislang getan hat. Das Full-Episode-Streaming wird ausgebaut, weil es hervorragend funktioniert. ProSieben.de wird nächstes Jahr nicht mehr so aussehen wie jetzt.

Aber Internet allein macht auch Red Seven Entertainment nicht glücklich...

Natürlich nicht. Es gibt im Grunde drei Beweggründe für Red Seven Entertainment. Zum einen geht es darum, die ein oder andere internationale Lizenz künftig auch selbst produzieren zu können. Das heißt nicht, dass wir künftig jede Lizenz selber produzieren. Das weiß der Produzentenmarkt, schließlich werden gerade im Auftrag unserer Sender zahlreiche Piloten angefertigt. Dann wollen wir, wie jeder andere Produzent auch, eigene Ideen verwirklichen und sie dann unseren Sendern anbieten. Und wir werden eben ein Auge auf das Web und neuen Webcontent haben.

Dennoch ist die Ankündigung von Red Seven Entertainment in der Produzentenlandschaft durchaus als Angriff verstanden worden...

Die Ansicht kann ich natürlich nicht teilen und ich verstehe die Diskussion darum auch ganz ehrlich nicht. Es war im deutschen Fernsehen immer so, dass die Sender auch selber produzieren. Anfangs weil es noch gar keine Produzentenlandschaft gab. Da gibt es jetzt dankenswerterweise eine florierende Branche, die auch so bleiben soll. Für die stehen die Türen bei ProSiebenSat.1 weiter offen. Wir sind künftig einfach ein weiterer Wettbewerber - ohne Wettbewerbsvorteil, denn die Sender unserer Gruppe haben auch weiterhin das ureigenste Interesse nur die besten Ideen und Formate produzieren zu lassen.