Cover: InsightLange hat es gedauert, aber inzwischen bekennen sich immer mehr gestandene Pressevertreter zum Online-Journalismus. Auch die Medienhäuser entdecken allmählich die Möglichkeiten im Netz. Das bestätigen die Chefredakteure, die die Online-Portale großer Zeitungen und Zeitschriften im Internet verantworten in einer Umfrage, die das Medien-Magazin "Insight" für seine Februar-Ausgabe durchgeführt hat. Laut Hans-Jürgen Jakobs (Bild unten), Chefredakteur von "sueddeutsche.de", "ist die digitale Revolution des Internet endgültig in den Redaktionsstuben der Zeitungshäuser angekommen".

Besonders wichtig sei diese Entwicklung, da die Blätter ihren Nachwuchs in der Leserschaft im Netz gewinnen würde. "Wer hier nicht ist, ist womöglich in ein paar Jahrzehnten gar nicht mehr", so Jakobs, der kürzlich die redaktionelle Leitung des Internet-Portals übernahm.

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Durch den Verbreitungskanal Internet mit potentiell hoher Reichweite ändern sich auch die Arbeitsweisen der Redaktionen. "Im Modell der fließenden Aktualität sind Redaktionsschlusstermnie alter Art letztlich von marginaler Bedeutung", sagt Jakobs in der „Insight“. Die Befragten Chefredakteure sind sich weitgehend einig, dass "online first" nicht die allseligmachende Devise sein kann. Das sei zu einfach gedacht, sagt Frank Thomsen, Chefredakteur von „stern.de“. „Beim „Stern“ werden wir intelligent steuern zwischen Meldungen und Artikeln, die 'Online first' erscheinen, und den gewohnt starken Geschichten, die auch weiterhin 'Print first' zu lesen sein werden“, so Thomsen.
Foto: Süddeutscher VerlagWährend nahezu alle Befragten dem User Generated Content zwar Raum geben, wird ihm allenthalten aus journalistischer Sicht keine allzu große Bedeutung beigemessen. "Den Hype darum habe ich nie so ganz verstanden", sagt Robert Amlung, Leiter der Hauptredaktion Neue Medien beim ZDF. Bei "Focus Online" will man die Leser eher mit personalisierten Services an das Produkt binden. Chefredakteur Jochen Wegner spricht in diesem Zusammenhang von einem "Themenbarometer“. „Sie sehen minutenaktuell was die Leser besonders interessiert". Auch Mathias Müller von Blumencron, Chefredakteur bei "Spiegel Online" will eine größere Brücke zu den Nutzern schlagen. "Es wird keine Readers-Edition geben, aber der Leser erwartet, das er seine Meinung einbringen kann", sagt er gegenüber der "Insight".
Als größten Trend machen die Befragten den Einzug der bewegten Bilder im Netz aus. So will "Spiegel Online" gemeinsam mit "Spiegel TV" einen Millionenbetrag in dieses Segment investieren. Auch für das Fernsehen werden die Online-Medien immer relevanter. "Bisher waren diejenigen im Vorteil, die aus dem Printbereich kamen. Nun sind diejenigen mit einem multimedialen Background oder vom Fernsehen in einer guten Position“, äußerte sich ZDF-Mann Amlung in der „Insight“.

Auch finanziell könnten sich die neuen Möglichkeiten des Internet für die Medienhäuser bald rechnen. "Wenn plötzlich klassische TV-Werbung bei uns läuft, wird der Kuchen neu verteilt. Da können wir nur gewinnen", ist Focus-Online-Chef Jochen Wegner sicher.