Foto: DWDLDen vorläufigen Höhepunkt der schlechten Nachrichten für Mitarbeiter bei RTL war eine gemeinsame Mitteilung von Informationschef Peter Kloeppel und dem geschäftsführenden RTL-Chefredakteur Michael Wulf, die am Dienstag senderintern verbreitet wurde und DWDL vorliegt. Angekündigt wird darin die Zusammenlegung der beiden Redaktionen "News am Morgen" und "Punkt 12" zu einer gemeinsamen Redaktion. Zu dieser Entscheidung sei man nach "ausgiebiger Analyse" gekommen.

Weiter heißt es in der eMail: "Die Entwicklungen auf dem TV- und Werbemarkt machen es notwendig, dass wir unsere Strukturen und Prozesse überarbeiten, um so für die Zukunft besser gewappnet zu sein. Alle weiteren Schritte stimmen wir eng mit dem Betriebsrat ab." Das abschließende Versprechen, die Kollegen "auf dem Laufenden" zu halten, klingt da fast wie eine Drohung.

Angefangen haben die Hiobs-Botschaften aber nicht erst damit. Schon seit Wochen werden bei RTL an der Aachener Straße Kündigungsgespräche geführt. Schäferkordts internes Rundschreiben als beschwichtigende Reaktion auf einen Stellenabbau-Artikel in der Kölner Boulevardzeitung "Express" empfinden in diesem Zusammenhang immer mehr Mitarbeiter als "Lüge" , "Hohn" oder "Augenwischerei" wie aus DWDL vorliegenden eMails hervorgeht. Schäferkordt hatte in dem Rundschreiben den im "Express" auf 560 Arbeitsplätze  bezifferten Stellenabbau dementiert. Die genannte Zahl "entbehre jeder Grundlage", sagte auch RTL-Sprecher Christian Körner im Gespräch mit DWDL. Körner weiter: "Es gib noch keine Zahlen. Die hausinterne Analyse ist noch gar nicht abgeschlossen."
Dennoch: Unverständnis äußert ein Mitarbeiter über die Personalkürzungen angesichts sinkender Marktanteile: Ihre Energie solle die RTL-Chefin "besser im Programm spüren lassen". "Es wird ein Klima geschürt, in dem Solidarität ein Fremdwort ist", so ein Zitat aus einer weiteren eMail einer betroffenen Arbeitskraft.

Rechtfertigen müssen wird sich letztendlich aber auch Anke Schäferkordt selbst: Nicht für Kündigungen, aber für den sinkenden Marktanteil von RTL in der ersten Fernsehsaison unter ihrer Verantwortung. Von der im August 2005 von Schäferkordt selbst ausgegebenen Flughöhe ist RTL im Frühjahr 2006 weiter entfernt als damals. Mit Spannung darf man also auf die Programmpräsentationen von RTL im Sommer warten: Die Saison 2006/2007 wird die erste auch unter Schäferkordts Planung. Spätestens dann sollte der Marktführer wieder auf Kurs kommen.