In Glücksgefühlen dürfte man derzeit bei Sat.1 schwelgen, wenn man auf die Quotenentwicklung der vergangenen Wochen schaut. Die Umstellung des Vorabends sowie vor allem natürlich die massive Häufung an Fußball-Übertragungen aus Champions League und Uefa-Cup katapultierten die Berliner in kaum noch für möglich gehaltene Höhen.
Sat.1 erreichte im April einen durchschnittlichen Marktanteil von 11,8 Prozent in der Zielgruppe, das waren 0,9 Prozentpunkte mehr als noch einen Monat zuvor und gar 1,7 Prozentpunkte mehr als im April vergangenen Jahres. Für einen Sender, der im Februar erstmals nach fast eineinhalb Jahren überhaupt mal wieder an der 11-Prozent-Marke schnuppern durfte ein herausragendes Ergebnis. Noch bemerkenswerter ist das Monatsergebnis beim Gesamtpublikum: 11,5 Prozent stehen hier zu Buche. Das ist der beste Wert seit November 2005 und im Vergleich zum Vorjahr ein Zugewinn um 2,1 Prozentpunkte.
Doch das Problem bleibt: Ohne Fußball dürfte die Quote in den kommenden Monaten wieder deutlich sinken - zumal man darauf hoffen muss, dass der am 5. Mai startende neue RTL-Nachmittag nicht einschlägt, ist man doch der große Profiteur der derzeitigen Schwäche des Wettbewerbers.
RTL, Sat.1 und ProSieben zusammen so stark wie lange nicht
Doch auch für die anderen großen privaten Wettbewerber war der April ein guter Monat. RTL legte im Vergleich zum Vormonat um 0,8 Prozentpunkte auf starke 16,6 Prozent Marktanteil zu. Das war der beste Wert seit dem vergangenen Oktober. Auch beim Gesamtpublikum lief es wieder deutlich besser als zuletzt. Mit 12,5 Prozent Marktanteil schaffte RTL es sogar, sich hier an die Spitze des Marktes zu kämpfen - gleichauf mit dem Ersten. Im Vergleich zum März legte RTL hier um 0,8 Prozentpunkte zu.
Und auch ProSieben als letzter im Bunde der Großen Drei darf zufrieden zurückblicken. Zwar fiel der Zugewinn mit 0,1 Prozentpunkten im Vergleich zum März hier deutlich geringer aus, doch auch 12,2 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe waren der beste Wert seit fünf Monaten. Beim Gesamtpublikum verharrte ProSieben bei durchaus ordentlichen 6,8 Prozent Marktanteil.
Bemerkenswert im April war dabei vor allem, dass es gleichzeitig für alle drei großen Privatsender recht gut lief - in den vergangenen Monaten profitierten meist die einen durch die Schwäche der anderen. Zusammen kamen Sat.1, RTL und ProSieben diesmal aber wieder auf 40,6 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe - das war so viel wie seit dem November 2005 nicht mehr.
ARD und ZDF: Gemeinsam auf Talfahrt
Doch des einen Freud des anderen Leid: Die öffentlich-rechtlichen Vertreter der Branche mussten sich im April mit ziemlich mauen Zahlen zufrieden geben, insbesondere bei den jüngeren Zuschauern. Dort lagen sowohl die ARD mit 6,6 Prozent Marktanteil (-0,5 Prozentpunkte) als auch das ZDF mit 6,0 Prozent Marktanteil (-1,1 Prozentpunkte) noch hinter Vox und RTL II und verlieren hier immer weiter an Bedeutung. Immerhin: Im Juni dürften die Quoten dank EM in die Höhe schießen und so auch beim Jahresergebnis das Schlimmste verhindern. Doch die Entwicklung bleibt weiter besorgniserregend.
Zumal ARD und ZDF auch beim Gesamtpublikum weiter an Boden verlieren. Das Erste lag mit einem Marktanteil von 12,5 Prozent zwar wieder an der Spitze, allerdings nur noch gleichauf mit RTL. Das ZDF verlor im Vergleich zum Vormonat - als man allerdings unter anderem von zwei "Wetten, dass..?"-Sendungen profitierte, die diesmal ganz fehlten - um 1,2 Prozentpunkte auf nur noch 12,2 Prozent Marktanteil ein. Der Ausflug an die Spitze des Marktes dauerte für die Mainzer also nur einen Monat.
Zufrieden sein können ARD und ZDF in jedem Fall nicht. Zusammengenommen erreichten sie - ohne die Dritten - einen Marktanteil von nur 24,7 Prozent. Das ist der schlechteste Wert seit Beginn der Quotenmessung.
"Big Brother" sei Dank: Der Star in Reihe 2 heißt RTL II
Bei den Privatsendern der zweiten Generation setzte im vergangenen Monat RTL II zum Höhenflug an. Basis des Ganzen: "Big Brother" erlebte am Vorabend einen unverhofften Aufschwung und läuft so gut wie schon lange nicht mehr. Und auch in der Primetime sieht es überwiegend gut aus. Die Umgestaltung des Montagabends zahlte sich mit Marktanteilen zuletzt deutlich im zweistelligen Bereich aus.
Die Folge: RTL II gewann im Vergleich zum Vormonat satte 0,5 Prozentpunkte hinzu und kam so auf einen starken Marktanteil von 6,7 Prozent. RTL II kam damit Vox so nahe wie seit Ende 2005 nicht mehr - allerdings liegt Vox mit einem Marktanteil von 7,3 Prozent immer noch deutlich vorn. Doch die Schwächephase ist nicht mehr zu leugnen. Im Oktober 2007 lag Vox noch bei 8,7 Prozent Marktanteil. Schuld sind daran gleich mehrere Faktoren: So schwächelt das Nachmittagsprogramm, das "Perfekte Dinner" hat seinen Zenit offenbar inzwischen deutlich überschritten und auch in der Primetime misslingt dem einst so erfolgsverwöhnten Vox inzwischen vieles. So erwies unter anderem sich der Gameshow-Ausflug als Quotendesaster.
Nicht nach Maß läuft es auch für kabel eins, das in diesem Jahr nicht so recht in Fahrt kommen will. Schuld auch hier unter anderem: Der schwächelnde Vorabend, wo das "Quiz-Taxi" inzwischen nur noch Marktanteile deutlich unter Senderschnitt holt. In der Primetime machen Flops wie "Jedes Kilo zählt" am Donnerstag oder der gesamte Crime-Monday zu schaffen. Auch wenn kabel eins 0,1 Prozentpunkt auf 5,2 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe zulegen konnte - für den Sender ist das zu wenig. Im Vergleich zum Vorjahresmonat bleibt ein Rückgang um 0,6 Prozentpunkte. kabel eins wurde auch beim Gesamtpublikum inzwischen abgehängt von der Konkurrenz: 3,4 Prozent erreichte kabel eins hier, RTL II kam auf 4,1 Prozent Marktanteil, Vox lag bei 5,3 Prozent.