Bild: AxelNach langen Vorbereitungen und einigen Querelen sind die Redaktionen von "Bild" und "Bild am Sonntag" nun nach Berlin umgezogen. Ab Mittwoch dieser Woche wurden die Arbeitsplätze von mehr als 400 Mitarbeitern in einer groß angelegten Aktion und in Windeseile von Hamburg nach Berlin verlegt. Die erste Redaktionssitzung in den neuen Räumen in der Hauptstadt soll am heutigen Karfreitag erfolgen. Nachdem die aktuelle Ausgabe vom Donnerstag noch in Hamburg entstanden ist, wird die Samstags-Ausgabe schon zum größten Teil im neuen Redaktionssitz entstehen. Die erste in Berlin produzierte "Bild am Sonntag" wird am Sonntag der kommenden Woche erscheinen.
 
Vor rund einem Jahr - im Mai 2007 - hatte "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann den Umzug in der "FAZ" angekündigt. Ursprünglich war der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober des vergangenen Jahres als Umzugstermin in die Hauptstadt vorgesehen. Ein etwas zu ambitioniertes Ziel, das sich nicht halten ließ.
 
Der Umzug werde den Zeitungen nutzen, weil "Bild" und "Bild am Sonntag" dort gemacht werden müssten, "wo das politische Herz des Landes schlägt, wo Entscheidungen getroffen werden, wo die Kultur- und Kunstszene zuhause ist und wo Ideen und gesellschaftliche Trends entstehen", sagte Andreas Wiele, Vorstand "Bild"-Gruppe und Zeitschriften bei Axel Springer.
 
Bild: Kinzo
Umgehend nach der Ankündigung des Umzugs, hagelte es zunächst Proteste der Mitarbeiter. Bei einer Kundgebung gegen den Umzug war auf Transparenten im vergangenen Mai "Erhalt des Medienstandortes Hamburg" und "Wir wollen nicht nach Berlin!" zu lesen. Auch Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust und Wirtschaftssenator Gunnar Uldall warben damals für den Verbleib der beiden Redaktionen an der Alster.

Die Probleme sind mittlerweile gelöst. Die Mitarbeiter, die spätestens am kommenden Dienstag an ihrem neuen Arbeitsplatz antreten, bekommen ein ICE-Ticket für die Strecke Hamburg-Berlin für ein Jahr kostenlos. Bei der Suche nach Wohnung und einem Arbeitsplatz für die Lebenspartner war der Verlag behilflich, um seine Mitarbeiter zu halten und richtete zudem eine Kindertagesstätte ein, um den Umzug erträglicher zu machen.

So wie man in Hamburg sicher traurig sein dürfte über den Wegzug, so ist man in Berlin hocherfreut über den Zuzug des Zeitungsriesen, der Berlin als Medienstandort stärkt. Immerhin verbleiben in Hamburg die Zeitschriften des Axel Springer Verlages inklusive der Titel unter dem "Bild"-Label, wie zum Beispiel "Auto Bild" und "Computer Bild". Teile der "Bild"-Regionalproduktion bleiben ebenso in Hamburg wie die größte Regionalredaktion des Blattes und der Vertrieb. Mit dem "Hamburger Abendblatt" macht Springer auch weiterhin eine Zeitung an der Elbe.

Der Aufwand hinter dem Umzug ist gewaltig. Insgesamt rund 120 mal pendelten die Umzugs-LKW zwischen den Metropolen. Mehr als 5.000 Umzugskartons wurden gepackt. In den Redaktionsräumen wurden 24 Kilometer Kabel und 40.000 Quadratmeter Teppich neu verlegt. Auch in das Stadtbild greift der Verlag in diesen Tagen ein - zumindest ein bisschen. Mittels eines 51 mal 46 Meter großen Werbetransparents lässt der Verlag die neuen Nachbarn wissen: "Bild liebt Berlin". Zudem trommelt der Verlag in der Stadt mit 1.000 Plakaten für den neuen Redaktionsstandort.

Innerhalb der Redaktionsräume begnügt man sich auch nicht mit Mittelmaß. Für die Inneneinrichtung hat man das Architektenteam Kinzo beauftragt, ein eigenes Raum- und Designkonzept für die neuen Räume zu entwickeln (großes Bild). Dafür gab es bereits einen Design-Preis. Jetzt müssen sich die Mitarbeiter nur darin wohl fühlen. Man darf gespannt sein, welche neuen Impulse Berlin der "Bild" geben wird. Einen ersten Einblick wird man am Samstag bekommen.