Einmal im Jahr kennen die großen deutschen Privatsender keine Bescheidenheit: Wenn im Sommer die großen Agenturscreenings anstehen, ist falsche Bescheidenheit völlig unangebracht. Mit aller Gewalt wird Größe demonstriert und der Fernsehmarkt Deutschland in Quantität und Qualität hervorgehoben. Immerhin gilt Deutschland nach den USA als zweitgrößter TV-Markt der Welt.
Und genau deswegen musste man sich schon sorgen, als der größte deutsche Privatsender lange Zeit ein Comeback von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" kategorisch ablehnte und in erster Linie finanzielle Gründe anführte. Das Format sei zu teuer; in Deutschland nicht zu finanzieren, hieß es stets, wenn nach einer Neuauflage der Realityshow bei RTL gefragt wurde. Was in Großbritannien inzwischen in sieben Staffeln lief, sollte in Deutschland nicht zu finanzieren sein?
Und genau deswegen musste man sich schon sorgen, als der größte deutsche Privatsender lange Zeit ein Comeback von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" kategorisch ablehnte und in erster Linie finanzielle Gründe anführte. Das Format sei zu teuer; in Deutschland nicht zu finanzieren, hieß es stets, wenn nach einer Neuauflage der Realityshow bei RTL gefragt wurde. Was in Großbritannien inzwischen in sieben Staffeln lief, sollte in Deutschland nicht zu finanzieren sein?
Abgesehen von inhaltlicher Kritik am Format war das ein Armutszeugnis für den Fernsehmarkt Deutschland, der plötzlich nicht nur bei Produktionen kapitulierte, die sich nur im vielfach größeren US-Fernsehmarkt finanzieren ließen, sondern auch bei Produktionen, die in anderen gleichgroßen oder kleineren europäischen Märkten ohne Probleme funktionierten? Die Ursachenforschung in dieser Angelegenheit führt zur deutschen Spießigkeit und Doppelmoral, wenn es um Fernsehunterhaltung geht.
Es sind die deutschen Werbekunden, die das Format meiden und damit eine Refinanzierung unmöglich machen. So soll auch die heute Abend startende Staffel von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" für RTL ein Verlustgeschäft sein. Die Imageprobleme der Sendung treffen auf die derzeitige Skepsis der Werbekunden nach den Kartellamtsermittlungen des vergangenen Jahres. Die Werbebuchungen sind das (Finanzierungs-)Problem der Show.
Und dennoch setzt der Sender auf die Realityshow und damit ein Zeichen, dass es anzuerkennen gilt. Wer den zweitgrößten Fernsehmarkt der Welt anführen will, muss Weltklasse spielen und sich dies auch etwas kosten lassen. Was im Sport gilt, gilt auch im Fernsehen. Spätestens jetzt dürfte es selbsternannte Qualitätswächter und Moralapostel schmerzen. Sei das hier nicht zu viel des Lobes für dieses "Trash-TV"? Meine Gegenfrage würde lauten: Was genau soll "Trash-TV" eigentlich bedeuten? Ist das nicht in Wirklichkeit ein Ausdruck, der sich inzwischen zum Selbstläufer entwickelt hat, ohne dass noch jemand definieren kann, was er eigentlich bezeichnen soll?
Sicher: Es geht um den Müll im Fernsehen, der aber merkwürdigerweise beklagt und gleichzeitig eingeschaltet wird. Auch die neue Staffel von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" wird ganz sicher keine Quotenprobleme bekommen. Und kann man es sich wirklich so einfach machen, die Republik in die intellektuellen Kritiker und das vermeintlich anspruchslose Hartz IV-Publikum zu teilen? Wer sich so den Erfolg der Sendung so erklärt, belügt sich selbst.
Für "Ich bin ein Star - Holt ich hier raus" gilt, was im Übrigen bekannterweise auch für Dailysoaps gilt: Der Bildungsgrad der Zuschauer ist überdurchschnittlich hoch. Denn vor lauter Verbissenheit in die Seriösität des Mediums Fernsehen vergisst mancher TV-Macher, Journalist und Kritiker bei Zeiten eine Sache: Es kann auch einfach der Zerstreuung dienen. Statt Fernsehen souverän zu konsumieren und sich stets das zu nehmen, was man in der aktuellen Stimmung sehen will, wird man in Deutschland festgenagelt: Du bist, was Du schaust.
Es gibt im deutschen Fernsehen auch wirklich schlechte Sendungen, doch ist nicht jedes Format mit Prominenten - welchen Grades auch immer - gleich Trash TV und jede Realityshow direkt dubios. Wenn es um die Erklärung dieses sehr deutschen Phänomens geht, kommt mir ein Satz in den Sinn: "Was sollen bloß die Nachbarn denken". Er ist heute nicht mehr so allgegenwärtig wie früher und doch noch immer ein Begriff. Mit ihm verbindet sich die Sorge vor dem, was andere über einen denken.
Die findet sich in diesen Tagen wieder. Offen und mit Vorfreude sprechen die wenigstens über "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" und ein Blick auf meine schreibenden Kollegen zeigt: Auch die Presse tut sich schwer. Doch auf Schulhöfen und in Büros wird man sich in den kommenden Tagen über die Sendung unterhalten - wenn auch stets mit einer einschränkenden Erklärung und Entschuldigung, wieso man gestern Abend wieder unbeabsichtigt, zufällig oder weil "mein Mann/meine Frau" es sehen wollte, dort hängen blieb.
Dabei kann man auch ganz ehrlich zugeben: "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" ist hervorragendes Fernsehen. Der Aufwand ist enorm und die Produktion auf höchstem Niveau. Es ist die ganz große Inszenierung eines Abenteuers, dass durch Prominente der hinteren Reihen sicher nicht intellektuell anspruchsvoll aber sehr vergnüglich wird. Man darf am Medium Fernsehen auch einfach einmal seinen Spaß haben.
Was furchtbar trivial klingt, ist ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor: Solange es in Deutschland schwer fällt, auch solche Sendungen mehr oder weniger vorbehaltslos zu akzeptieren, zweifeln die Werbekunden an der Akzeptanz des Formats und einer Schaltung im Umfeld der Sendung. Das Image wird zum Wirtschaftsfaktor. Das bekommt RTL auch bei der jetzigen Staffel zu spüren. Als Zuschauer aber sage ich unbeschwert: Das Dschungelcamp kann kommen.
Es sind die deutschen Werbekunden, die das Format meiden und damit eine Refinanzierung unmöglich machen. So soll auch die heute Abend startende Staffel von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" für RTL ein Verlustgeschäft sein. Die Imageprobleme der Sendung treffen auf die derzeitige Skepsis der Werbekunden nach den Kartellamtsermittlungen des vergangenen Jahres. Die Werbebuchungen sind das (Finanzierungs-)Problem der Show.
Und dennoch setzt der Sender auf die Realityshow und damit ein Zeichen, dass es anzuerkennen gilt. Wer den zweitgrößten Fernsehmarkt der Welt anführen will, muss Weltklasse spielen und sich dies auch etwas kosten lassen. Was im Sport gilt, gilt auch im Fernsehen. Spätestens jetzt dürfte es selbsternannte Qualitätswächter und Moralapostel schmerzen. Sei das hier nicht zu viel des Lobes für dieses "Trash-TV"? Meine Gegenfrage würde lauten: Was genau soll "Trash-TV" eigentlich bedeuten? Ist das nicht in Wirklichkeit ein Ausdruck, der sich inzwischen zum Selbstläufer entwickelt hat, ohne dass noch jemand definieren kann, was er eigentlich bezeichnen soll?
Sicher: Es geht um den Müll im Fernsehen, der aber merkwürdigerweise beklagt und gleichzeitig eingeschaltet wird. Auch die neue Staffel von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" wird ganz sicher keine Quotenprobleme bekommen. Und kann man es sich wirklich so einfach machen, die Republik in die intellektuellen Kritiker und das vermeintlich anspruchslose Hartz IV-Publikum zu teilen? Wer sich so den Erfolg der Sendung so erklärt, belügt sich selbst.
Für "Ich bin ein Star - Holt ich hier raus" gilt, was im Übrigen bekannterweise auch für Dailysoaps gilt: Der Bildungsgrad der Zuschauer ist überdurchschnittlich hoch. Denn vor lauter Verbissenheit in die Seriösität des Mediums Fernsehen vergisst mancher TV-Macher, Journalist und Kritiker bei Zeiten eine Sache: Es kann auch einfach der Zerstreuung dienen. Statt Fernsehen souverän zu konsumieren und sich stets das zu nehmen, was man in der aktuellen Stimmung sehen will, wird man in Deutschland festgenagelt: Du bist, was Du schaust.
Es gibt im deutschen Fernsehen auch wirklich schlechte Sendungen, doch ist nicht jedes Format mit Prominenten - welchen Grades auch immer - gleich Trash TV und jede Realityshow direkt dubios. Wenn es um die Erklärung dieses sehr deutschen Phänomens geht, kommt mir ein Satz in den Sinn: "Was sollen bloß die Nachbarn denken". Er ist heute nicht mehr so allgegenwärtig wie früher und doch noch immer ein Begriff. Mit ihm verbindet sich die Sorge vor dem, was andere über einen denken.
Die findet sich in diesen Tagen wieder. Offen und mit Vorfreude sprechen die wenigstens über "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" und ein Blick auf meine schreibenden Kollegen zeigt: Auch die Presse tut sich schwer. Doch auf Schulhöfen und in Büros wird man sich in den kommenden Tagen über die Sendung unterhalten - wenn auch stets mit einer einschränkenden Erklärung und Entschuldigung, wieso man gestern Abend wieder unbeabsichtigt, zufällig oder weil "mein Mann/meine Frau" es sehen wollte, dort hängen blieb.
Dabei kann man auch ganz ehrlich zugeben: "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" ist hervorragendes Fernsehen. Der Aufwand ist enorm und die Produktion auf höchstem Niveau. Es ist die ganz große Inszenierung eines Abenteuers, dass durch Prominente der hinteren Reihen sicher nicht intellektuell anspruchsvoll aber sehr vergnüglich wird. Man darf am Medium Fernsehen auch einfach einmal seinen Spaß haben.
Was furchtbar trivial klingt, ist ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor: Solange es in Deutschland schwer fällt, auch solche Sendungen mehr oder weniger vorbehaltslos zu akzeptieren, zweifeln die Werbekunden an der Akzeptanz des Formats und einer Schaltung im Umfeld der Sendung. Das Image wird zum Wirtschaftsfaktor. Das bekommt RTL auch bei der jetzigen Staffel zu spüren. Als Zuschauer aber sage ich unbeschwert: Das Dschungelcamp kann kommen.