Er hatte mich damals in dem Talk fünf Minuten vorher gefragt, ob ich mir nicht eine tägliche Late-Night vorstellen könnte. Da habe ich abgewunken, weil mir täglich dann doch zu viel wäre, solange ich noch andere Projekte habe. Es kam dann aber nach meinem Auftritt nochmal zu einem Gespräch zwischen uns, bei dem wir uns dazu entschlossen haben, gemeinsam "Schmidt & Pocher" zu machen.
Beim Deutschen Fernsehpreis sind Sie sehr scharf über das deutsche Privatfernsehen hergezogen. Ist das so schlecht?
Nein, grundsätzlich nicht. Wir haben ein sehr gutes Fernsehen, das den Vergleich mit anderen Ländern nicht scheuen muss. Auch nicht mit Amerika, was einem ja immer angepriesen wird. Da fließt alles Geld in zehn Prozent des Programms und der Rest ist der letzte Dreck. Wer einmal Fox News gesehen hat, der beschwert sich nicht mehr über N24 oder n-tv. Wir haben in Deutschland unabhängige Medien, was man erst zu schätzen weiß, wenn man drüben ist.
Aus Amerika kommt also nicht nur Gutes...
Nein, auch Haim Saban und überhaupt die ausländischen Investoren. Die haben doch kein Interesse am deutschen Fernsehen. Die stecken Geld rein und wollen möglichst schnell möglichst das Dreifache rausbekommen – schlimme Welt.. Da fehlt das Herzblut für das Produkt und die Show. Für gute Sendungen muss gutes Geld gezahlt werden. Und zu einer guten Sendung gehören nicht nur die Protagonisten. Da geht es auch um Technik, Redaktion und Details, die man schnell und billig oder richtig und gut machen kann. Immer nur billig, billig, billig - da kommt am Ende das "Promi-Pilgern" bei raus. Und da wundert sich dann jemand über 9 Prozent?
Gibt es auch Lichtblicke?
Bei i&u-Produktionen von Günther Jauch oder Brainpool-Formaten sieht man die Qualität. Das kostet dann, aber bringt am Ende auch meist die bessere Quote. Bei vielen Firmen wird manchmal so lieblos gearbeitet, weil man halt sein Geld damit verdient und seine Pflicht erfüllen will. Man gibt sich mit Mittelmaß zufrieden.
Genau das war aber auch der Vorwurf, den man Harald Schmidt zuletzt gemacht hat...
Die Leute werden sich wundern, mit welchem Elan er aus der Sommerpause zurückkommen wird. Er weiß selber, dass das nicht seine besten Jahre gewesen sind bei der ARD. Aber ein Schmidt tritt doch nicht ab. Er wird dem Fernsehen immer erhalten bleiben. Wer einmal vor der Kamera stand, der ist auf Drogen. Das Gefühl, eine gute Sendung zu machen und dann noch eine gute Quote zu haben, ist durch nichts zu ersetzen und einmal Marktführer zu sein, ist die Krönung.
Ich würde gern nochmal zurück zur Fernsehpreis-Rede: Haben Sie Matthias Alberti danach noch einmal gesehen?
Nein. Aber mir wurde zugetragen, dass man sich von Sat.1 aus erkundigt habe, wen ich denn gemeint habe, wer da nächstes Jahr nicht mehr sitzen würde. Es wurde wohl spekuliert, ob ich Günter Struve oder Matthias Alberti meinte.
Es war nicht schwer zu erraten, wenn Sie vorher über die Abschaffung der Sat.1-Infoformate scherzen...
(lacht) Das sagen jetzt sie – aber es ist doch schön, wenn man mit seiner Laudatio den Nerv getroffen hat. So etwas fehlt unseren Preisverleihungen ja oft. Uns fehlt die Selbstironie.
Wer hat die Laudatio geschrieben?
Ich selbst. Wenn man für die Laudatio schon Geld bekommt, dann fühle ich mich auch verpflichtet etwas abzuliefern, zu dem ich voll und ganz stehe. Geschriebene Gags überlasse ich dem Moderator des Fernsehpreises, der diesmal ja einen unglaublich kreativen Job hingelegt hat.
Wird sich diese scharfe Medienkritik bei "Schmidt & Pocher" wiederfinden?
Wir werden nicht die aufgeplatzte Hose bei "Hier ab 4" im MDR zeigen, wie es Stefan (Raab) macht. Da nehmen wir mit Kerner, Beckmann und Gottschalk dann eher die großen Namen auseinander. Das kommt nicht mit dem Holzhammer. Eher feiner mit dem ein oder anderen Interna. Wir wollen in der Sendung ironisch und kritisch auf das eingehen, was in der vergangenen Woche passiert ist und dazu gehört eben auch, was im Fernsehen lief. Dafür haben wir vier Menschen, die das TV-Programm sichten.
Von der Zukunft würde ich gerne am Ende mal zurückspringen an Ihren Karriereanfang. Was war damals der Grundstein für den Erfolg heute? Ihr Job bei der Talkshow von Birte Karalus?
Am Anfang ging eigentlich alles schief, was mich dann aber wohl nur noch stärker gemacht hat. Von erfolglosen Castings bis zum Warm-Up für "Birte Karalus", wo ich nach der ersten Sendung gleich rausgeworfen wurde bis zu Auftritten bei "Bärbel Schäfer". Der Durchbruch war dann diese eine "Hans Meiser"-Sendung und die gewonnene Probemoderation bei Viva. Da hatte ich dann eine Woche, um das Publikum für mich zu gewinnen und einen Vertrag zu bekommen. Als ich den hatte, wusste ich, dass ich drin war.
"Hans, mach mich zum Star" hieß die Sendung damals. Haben Sie mit ihm danach nochmal gesprochen?
Wir haben uns noch ein paar Mal gesehen natürlich. Und er freut sich. Aber ich glaube, er hatte damals nicht damit gerechnet, dass aus dem Gewinner dieses Wettbewerbs mal etwas werden würde. Das war in dem Moment für ihn nur eine von 1.500 Sendungen.
Von "Birte Karalus" bis "Schmidt & Pocher": Gibt es irgendetwas dazwischen, was Ihnen im Nachhinein peinlich ist?
Nein, gar nichts. Mir ist nichts peinlich. Auch nicht der "Gameshow-Marathon".
Wenn diese Karriere beispielhaft sein sollte, wofür wäre Sie ein Beispiel?
Man darf sich nicht verbiegen lassen und muss aufrecht gehen können. Auch wenn man damit aneckt.
Dann bleibt mir der Dank für ein sehr offenes Gespräch und die letzte Frage nach unserem Kürzel DWDL. Wofür könnte das stehen?
Auf die Frage habe ich ja schon gewartet. Nach dem Gespräch würde ich jetzt sagen: "Das war doch lustig".