Foto: PixelQuelleAnfang des Jahres machten Berichte über Unregelmäßigkeiten im Abo-Vertrieb des Bauer Verlages Schlagzeilen (DWDL.de berichtete). So soll "Drückerkönig" Hans-Peter E. unter anderem gegenüber dem Verlag gefälschte Abos abgerechnet haben. Auch soll er in einen versuchten Mordanschlag auf einen ehemaligen Mitarbeiter verwickelt sein, der zuvor versucht hatte, Verleger Heinz Bauer von diesen zweifelhaften Vorgängen im Abonnement-Geschäft in Kenntnis zu setzen.

Dieser Versuch, Bauer persönlich zu informieren, soll bereits im Jahr 2000 stattgefunden haben, wie das Medienmagazin "Insight" unter Berufung auf den damals beim Mordanschlag schwer verletzten Ex-Mitarbeiter berichtet. Ob sein Schreiben Bauer jedoch trotz der Aufgabe als persönlich auszuhändigendes Einschreiben je erreicht hat, ist offenbar ungewiss.

Der Gesamtschaden des Drücker-Skandals für Bauer soll sich laut dem neuen Bericht des Medienmagazins "Insight" auf rund 15 Millionen Euro belaufen. Die im Zusammenhang mit dem Skandal anhängigen Verfahren beschäftigen derzeit die Staatsanwaltschaften in Hamburg, Nürnberg und Hannover – allerdings ohne nennenswerte Fortschritte. Denkbar ist laut "Insight"-Bericht aber, dass Hans-Peter E. in den Verfahren noch als Kronzeuge auftritt, um dadurch ein mildes Urteil zu erhalten, wenn ihm der Prozess wegen des Verdachts auf Anstiftung zum Mord gegen den ehemaligen Mitarbeiter gemacht wird.

Hans-Peter E. kam den Recherchen der "Insight" zu Folge im Jahr 1998 nach dem Verbüßen einer Haftstrafe wieder mit dem Bauer-Verlag ins Geschäft, obwohl es im Verlag noch millionenschwere Altlasten aus vorherigen Geschäftsbeziehungen gab. Zu diesem Zeitpunkt war im Verlag laut Bericht Georg L. für den Kontakt zu den Drückern zuständig. Gegen ihn führt der Verlag derzeit verschiedene Klagen in Millionenhöhe.


Erste Konsequenzen aus der Verbindung zu Hans-Peter E. zog der Verlag im Jahr 2003. So wurde Strafanzeige gestellt und zudem wurden mehrere Mitarbeiter der Vertriebsgesellschaft des Verlages entlassen. Zuletzt im Jahr 2006 die Vertriebsgeschäftsführer Bernd Baginski und Johan van der Sluis. Geschäftsführungsmitglied Manfred Braun, der Ende vergangenen Jahres aus damals unerklärlichen Gründen den Verlag verlassen hat, überwarf sich wohl mit Heinz Bauer, da Braun sich schützend vor van der Sluis und Bernd Baginski gestellt habe. Diese Vorfälle beschäftigen derzeit die Arbeitsgerichte.

Neben dem Skandal um den Drückerkönig Hans-Peter E., der den Bauer-Verlag seit einigen Jahren beschäftigt und der durch die Berichterstattung der "Hamburger Morgenpost" Anfang dieses Jahres an die Öffentlichkeit kam, hat der Verlag laut "Insight"-Recherchen noch mit den Folgen der Arbeit eines weiteren Drückers zu kämpfen. Auch in diesem Fall geht es darum, dass der Verlag dem Drücker die verkauften Abonnements zu Preisen über ihrem tatsächlichen Wert abgekauft hat. Auch hier ist von einem Geldfluss im zweistelligen Millionenbereich die Rede.