In einer Ära voller Serien-Reboots stellt "Charmed" ein Exemplar dar, welches im Vorhinein tatsächlich eine Daseinsberechtigung zu haben schien. Denn während viele Neuauflagen einfach der Nostalgie zuliebe entstanden sind, bietet "Charmed" mit seiner Prämisse eine starke Grundlage für aussagekräftigen Frauen-Content. Doch obwohl die CW-Serie diesen gesellschaftlichen Dienst mit Bravour meistern kann, mangelt es den sonst alles andere als charmanten Hexen an beinahe allem, was das zauberhafte Herz von Fans des Originals begehrt.

In extremster Manier wurde sich darum bemüht, in #metoo-Zeiten ein Denkmal zu setzen. Da bleibt per se löblich, bei zu großer Engstirnigkeit jedoch auch dafür verantwortlich, dass der Entertainment-Faktor sinkt. Eben jener, der das Original so sehenswert gemacht hat. Die Frage, warum das Reboot überhaupt überspitzt feministisch inszeniert wurde, stellt sich mit einem weiteren Blick auf die Vergangenheit: "Charmed – Zauberhafte Hexen" war bereits 1999 eine Serie, die mit starken Frauenfiguren überzeugte.

Auch dort waren starke, weibliche Persönlichkeiten zu sehen, die als Vorbilder beschrieben werden können. Zurecht beschwerte sich so auch Piper Halliwell-Darstellerin Holly Marie Combs, die bei Twitter die Frage in die Runde geworfen hat, was das Original denn damals falsch gemacht haben soll. Sie geht sogar noch weiter und spricht einen Punkt an, der auch allerhand Fans durch den Kopf gegangen sein muss: "Ich werde nie verstehen, was wild, witzig oder feministisch daran ist, eine Serie zu erschaffen, die im Grunde sagt: Die Original-Darstellerinnen sind zu alt für den Job, den sie vor 12 Jahren gemacht haben."

Gekontert wird folgender Vorwurf nicht vom Muttersender CW, sondern von der neuen Hexendarstellerin Sarah Jeffery. Sie beschreibt das Reboot wörtlich als eine "Serie, in der nicht eine, nicht zwei, sondern drei nicht-weiße Frauen Hauptrollen spielen." Womit sie ebenfalls Recht hat. Folgende Diskussion zeigt jedoch, in welch drastischer Form sich die Macher auf die Rollenverteilung der Frauen konzentriert haben, während manche Kapazität ebenfalls in das Drehbuch hätte fließen sollen. Jenes platzt vor offensichtlich platzierten politischen Attitüden, die nach kurzer Zeit nicht einmal mehr für einen Schmunzler sorgen wollen. So wird bereits im Piloten von einem der drei Vorboten der Apokalypse berichtet, der, wie soll es anders sein, der aktuelle Präsident der Vereinigten Staaten ist. Bemühte Trump-Witze. Wie originell.

Durch den umgesetzten Ultra-Feminismus und die Erzählstränge, die von politischer Wichtigkeit getränkt sind, ist es die schlussfolgernde Logik, die zeigt, warum der Spaß auf der Strecke geblieben ist. Er bekommt schlicht keine Luft zum Atmen. All die locker-befreiten Beziehungskonstellationen aus dem Original werden Fans vergeblich suchen müssen, da bei der Neuauflage von "Charmed" alles gezeigte mit einer Schablone und einem ethisch streng korrekten Handbuch inszeniert wurde. Das Ganze fühlt sich wie eine typisch verkopfte 2018er-Serie an, die niemandem auf die Füße treten möchte und deswegen ganz außen am Rand der Party stehen bleibt, wo sie dann auch von niemandem wahrgenommen wird.

Die erste, 22-teilige Staffel vom "Charmed"-Reboot gibt es ab dem 13. Juni jeden Donnerstag um 20:15 Uhr bei sixx zu sehen.